Hier noch das Interview unseres 1. Vorsitzenden Olaf Wunderlich, das am 04.12.2020 in der Westfalenpost Wittgenstein erschienen ist:
Westfalenpost: Während des ersten Lockdowns Mitten in der vergangenen Fußball-Saison hatten Sie einen Abbruch prophezeit, der dann auch eingetreten ist. Waren Sie mit dem Konzept im Sommer bezüglich der Auf- und Abstiegsregelungen zufrieden?
Wunderlich: Ja, im Ergebnis war das sicherlich in Ordnung. Damals habe ich nur in Frage gestellt, dass es für diese Situation in der Satzung keine grundsätzliche Regelung gab. Aus juristischer Sicht ist es einfach üblich, dass man für Wettkämpfe jeder Art die Regeln vorher festlegt und weiß, worauf man sich einlässt. Die Situation war ohne Frage sehr speziell, sodass im Vorfeld nicht vorgesorgt wurde. Letztendlich hat man dann von Seiten des Verbandes versucht, alle Vereine und Mannschaften mitzunehmen und eine Lösung zu finden, die vielen gerecht wird. Das muss man sicherlich positiv bewerten, dass der Verband diesen Weg gegangen ist. Natürlich mit den Nebenwirkungen durch die vielen Aufstiege und verwehrten Abstiege die Klassen und Spielpläne sehr voll sind, wodurch letztlich ein Massenabstieg droht bzw. stattfindet wird. Durch die am 4. September veröffentlichten Regeln bezüglich einer erneuten Unterbrechung bzw. Absage der Saison wegen die Corona-Pandemie hat der Westdeutsche Fußballverband nun seine Hausaufgaben gemacht… Ich finde es gut, dass der Verband für die aktuelle Runde klare Regeln vorgelegt hat, für den Fall der Fälle, wenn die Saison nicht zu Ende gespielt wird, wovon ich ausgehe. So kann man dann wieder eine korrekte Wertung vornehmen. Auch hier hatte ich wieder das Gefühl, dass unser Verband erneut versucht hat, auch die Interessen der Vereine mit einzubeziehen. Man kann es nicht immer allen recht machen, aber insgesamt können wir sehr zufrieden sein.
Die Regeln sehen verschiedene Modelle wie den Abbruch und die Wertung über die Quotientenregel oder Auf- und Abstiegsplayoffs vor, welches Modell favorisieren Sie?
Ich würde die Quotientenregel befürworten, die am ehesten den Fairnessgedanken gerecht werden würde. Generell denke ich, dass der Verband das bewusst sehr offen formuliert hat, um sich auch noch verschiedene Optionen offen zu halten. Man weiß ja nicht, zu welchem Stand abgebrochen wird.
Sie gehen also von einem Abbruch aus?
Man wird versuchen, so viele Spiele wie möglich durchzuziehen, wobei vermehrte Wochenspiele natürlich sehr problematisch sind, da die Menschen auch ihrer normalen Arbeit nachgehen müssen. Ich gehe davon aus, dass die Saison nicht komplett zu Ende gespielt wird, schon gar nicht in der Oberliga oder der Kreisliga A, wo einfach zu viele Mannschaften drin sind. Am Ende muss man zwischen den Ligen differenzieren.
Wie haben Sie prinzipiell die Kommunikation der Verbände rund um die Corona-Pandemie und den wöchentlich neuen Informationen wahrgenommen?
Im Wesentlichen hatten wir mit dem FLVW zu tun, da wir nicht so ein ganz großer Verein sind. Ansonsten war die Kommunikation gut, aber wir im Verein haben uns eher an den Gesetzes bzw. Verordnungstexten orientiert und versucht, zu verstehen, umzusetzen und dann an die örtlichen Verhältnisse anzupassen, wie unseren Sportplatz oder unsere Umkleidekabinen.
Fehlende Einnahmen aus Heimspielen, kein Erlös aus der abgesagten Christmas Night in Birkelbach, wie groß ist der finanzielle Schaden für Ihren Verein?
Die Christmas Night ist unbestritten unsere Haupteinnahmequelle, da reden wir über mehrere Tausend Euro, die uns fehlen werden. Das ist ein herber Verlust, den wir nicht so ohne weiteres auffangen können. Wir werden daher einen Antrag auf Novemberhilfe stellen und haben parallel Förderprogramme laufen. Wir haben zum Beispiel zweitausend Euro Förderung für eine neue Homepage von der Bezirksregierung Arnsberg bekommen, die in Kürze online gehen wird. Darüber hinaus haben wir noch Mittel aus dem Fördertopf der „Moderne Sportstätten 2020“-Initiative beantragt, wovon wir neue Sportgeräte für die Halle anschaffen und auch noch den Bolzplatz zur Straße hinter dem Sportplatz modernisieren wollen. Das würde uns schon sehr weiterhelfen.
Wie sieht das mit Ihren Sponsoren aus?
Einnahmen, die wir durch Sponsoren bekommen, wie zum Beispiel die Bandenwerbung, laufen weiter. Da sind wir unseren Partnern auch sehr dankbar, dass sie loyal zu uns stehen. Übrigens auch auf der Mitgliederseite. Dort hat sich durch Corona keine drastische Veränderung wie massenhafte Austritte entwickelt.
Wie würden Sie die vergangenen Jahre in der Fußballabteilung resümieren, in der es viele Höhen und Tiefen gab?
Es waren sehr bewegende Zeiten, sehr herausfordernde Zeiten, das kann man mit Sicherheit sagen. Vor etwa einem Jahr war der Punkt erreicht, an dem man heute sagen könnte, dass das die Talsohle war, die wir aber zum Glück durchschritten haben. Aber natürlich hatten wir auch zwischendrin absolute Hochphasen, wenn ich da an den Klassenerhalt der Saison 2018/19 denke, wo wir nach einer extrem schwachen Hinrunde wieder eine sehr starke Rückrunde gespielt haben. Was die Mannschaft damals rausgerissen hat, dürfte ihr niemand zugetraut haben. Aktuell waren die Verstärkungen im Sommer unheimlich wichtig für uns, damit wir uns auch in der Breite qualitativ besser aufstellen konnten. In dieser Saison ist die Unterbrechung zum ungünstigen Zeitpunkt gekommen, da wir gut aufgelegt waren und natürlich auch etwas mehr Spielglück hatten, als die Jahre davor.
Welche Fehler hat der Verein in den vergangenen Jahren gemacht?
Wir hatten mit einer Vielzahl von Abgängen zu tun, die aus unterschiedlichen Gründen resultierten. Wenn man Spieler verliert, die bei höherklassigen Vereinen nochmal eine neue Herausforderung suchen, muss man das einfach akzeptieren. Genauso wenn ein Spieler zurück zu seinem Heimatverein gehen möchte. Dadurch haben wir vor drei Jahren beinahe eine ganze Mannschaft an Spielern verloren. Das war das grundsätzliche Problem.
Carsten Roth ist derzeit ein Gegenpol zu diesen Abgängen, der sich aus der Reserve hochgearbeitet hat und für Kontinuität steht, ist das die Belohnung für Ihre Geduld?
Ja, definitiv. Das haben wir auch in den schwierigen Zeiten so kommuniziert, dass es ganz wichtig war, die Ruhe zu bewahren und den Weg mit Fleiß weiterzugehen. Carsten war für uns ein Glücksfall, weil er ein absoluter Vereinsmensch ist und für das, was er macht, mit allem, was er hat, einsteht. Er engagiert sich zu hundert Prozent. Das hat sich in den vergangenen Jahren bestätigt. Aber auch er fühlt sich bei uns sehr wohl. Es ist ein gegenseitiges Vertrauen und Wohlfühlen.
Gibt es schon Gespräche für die Saison 2021/22, ob Roth auch Trainer bleibt?
Da mag es Gespräche geben, aber diese führt der Fußball-Abteilungsleiter Christof Hoffmann. Genauso läuft es auch bei der Reserve. Zu gegebener Zeit wird er sich da sicherlich umfangreich zu äußern.
Wie wichtig ist es, dass die Fußballer in der Bezirksliga bleiben?
Ein Abstieg wäre definitiv kein Drama, da sollte man nicht übertreiben. Wir haben zuletzt und spielen auch derzeit wieder gegen den Abstieg, so dass wir uns bewusst sind, dass der Gang in die Kreisliga A durchaus eintreten kann. Wir werden aber in naher Zukunft gute A-Jugendliche rausbekommen, sodass ich sehr positiv gestimmt bin. Doch sollten wir trotzdem den Gang in die A-Liga antreten müssen, würden wir das so annehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Wir sind das Urgestein der Liga und sind von den Teams aus der Liga am längsten dabei. Das macht einfach Spaß und deswegen werden wir versuchen die Klasse zu halten, mit allem was wir haben.
Im Jugendbereich haben die SF Birkelbach eine Kooperation mit dem TSV Aue-Wingeshausen und seit Sommer auch mit dem TuS Erndtebrück, wie kam es dazu?
Das ist der Situation geschuldet, dass wir und der TSV in manchen Jugenden nicht mehr in der Lage sind, eine komplette Mannschaft zu stellen. Das ist wirklich erschreckend und macht mir am allermeisten Sorgen. Wir als Verein denken in mehrere Richtung, einerseits dass gute Spieler unsere Mannschaften verstärken, andererseits aber auch, dass ein gesundes Maß an Spielern, die dem Verein die Treue halten, mithelfen oder Posten übernehmen, nachrückt. Wenn dann aber der Unterbau derart fehlt, macht uns das Sorgen. Aber damit stehen wir nicht alleine da, sondern das sieht man bei anderen Vereinen im Altkreis und darüber hinaus. Dafür verliefen aber die Gespräche mit Aue-Wingeshausen und Erndtebrück sehr angenehm und unkompliziert. Ob es allerdings im Sommer dann zu einer kompletten Jugendspielgemeinschaft kommt, ist noch offen und muss in den kommenden Monaten noch geklärt werden.
Neben dem Fußball genießt auch die Turnabteilung der SF Birkelbach großes Ansehen, gab es da manchmal vereinsinterne Revierkämpfe bezüglich Investitionen oder sonstigen Hilfsleistungen?
Natürlich gibt es manchmal unterschiedliche Meinungen, aber das betrifft alle Abteilungen. Grundsätzlich herrscht aber Harmonie. Das ist auch unser großes Anliegen, dass wir uns nicht als Großverein mit verschiedenen Abteilungen sehen, sondern wir sind ein relativ großer Dorfverein, in dem abteilungsübergreifender Zusammenhalt gewährleistet sein muss. Beim Leichtathletik-Cup, den wir jeden Sommer ausrichten, stehen die Fußballer an den Stoppuhren und die Turner werfen die Bälle zurück, um nur mal ein Beispiel zu nennen. Bei der Christmas Night stehen sie dann alle gemeinsam hinter der Theke. Das macht unseren Verein aus und soll auch zukünftig so bleiben.
Besteht der Mitglieder-Aufnahmestopp in der Turnabteilung noch?
Nein, das war damals nur eine begrenzte Zeit, weil wir das Interesse nicht mehr adäquat mit ausreichend Trainern oder vernünftigen Hallenzeiten in Einklang bringen konnten. Der Aufnahmestopp gilt allerdings jetzt nicht mehr, da die Turnabteilung die Organisation in perfekter Manier stemmt.
Wird es auch zukünftig in Birkelbach Turnen oberhalb der Gauliga geben?
Da gehe ich schon von aus, das Potenzial dafür ist vorhanden. Zum Beispiel haben wir Nele Rath aus Birkefehl erfolgreich in der 1. Mannschaft integriert, die schon jetzt die meisten Punktwertungen am Boden einfährt. Da haben wir im Nachwuchsbereich einige, denen ich denselben Sprung zutrauen würde. Allerdings kann man natürlich nicht steuern, wie lang jemand als Turner aktiv sein möchte.
Die Tischtennisabteilung ist seit Jahren abgemeldet, dafür kam Spikeball unlängst hinzu, wie steht es um diese Sportarten?
Das ist richtig und aktuell gibt es aber meines Wissens auch keine Bestrebungen, den Tischtennis-Betrieb wiederherzustellen. Das ist sehr schade, denn wir haben ausreichend Platten und somit eine sehr gute Infrastruktur dafür in der Halle. Aber wir werden die Hoffnung nicht aufgeben. Für Spikeball haben sich vor dem Lockdown regelmäßig rund acht Spieler jeden Montag getroffen, aber das ist noch ein ganz zartes Pflänzchen. Es geht uns aber auch nicht darum, jetzt mit aller Macht eine neue Abteilung aufzubauen. Die Idee stammt von einem Mitglied aus dem Dorf, der Spikeball extern gespielt hat und es einfach mal in unserem Verein ausprobieren wollte. Bisher wurde das sehr gut angenommen.
Was hat Ihre Amtszeit in den vergangenen Jahren besonders geprägt?
Vor ein paar Monaten hätte ich die Vorbereitungen und die Aussicht auf das Jubiläum im Jahr 2021. Aber da sind wir von der Realität ein bisschen überholt worden, so dass wir derzeit keine Prognose wagen, wie es in einem halben Jahr mit den Feierlichkeiten aussieht. Das ist noch offen. Ansonsten haben wir in den vergangenen Jahren im Verein versucht, dass wir das sportliche Niveau aufrechtzuerhalten. Das heißt konkret beim Turnen Verbandsliga bzw. Oberliga, im Fußball Bezirksliga, und natürlich darf man in der Hinsicht auch unsere 2. Mannschaft nicht vergessen, die einen sehr guten Job gemacht hat.
Glauben Sie, dass die Menschen im aktuellen Lockdown wertschätzen, was ein Verein bedeutet?
Das ist eine Erfahrung, die ich in den vergangenen Monaten ganz sicher gemacht habe, an mir selber oder auch an Gesprächen mit anderen Mitgliedern. Wenn zum Beispiel bei den Fußballspielen nach dem ersten Lockdown wieder mehr als 200 Leute an den Sportplatz kommen, zeigt das schon, eine gewisse Begeisterung von allen Beteiligten. Aber das zieht sich durch alle Abteilungen und alle Altersklassen, da gab es bei manchen Gruppen Rekordbeteiligung. Die Menschen merken, dass ihnen aktuell etwas fehlt und genießen das umso mehr, wenn sie über den Sport im Verein nochmal zusammenkommen können.
Wie sieht Ihre persönliche Zukunft als Vorsitzender der SF Birkelbach aus?
Diese Frage würde ich lieber erst den eigenen Mitgliedern beantworten. Ich bin seit sieben Jahren Vorsitzender und es war natürlich besonders in der vergangenen Zeit sehr herausfordernd. Wie lang es dann weitergeht, muss ich für mich selbst schauen und natürlich auch, wie der Verein dasteht. Es deutet sich derzeit im Vorstand ein kleiner Generationswechsel an. Ich stehe in dieser Hinsicht in der Verantwortung, dass wir den Übergang gut hinbekommen werden. Prinzipiell sehe ich die SF Birkelbach aber für die Herausforderungen der nächsten Jahre gut gewappnet. Wir haben gute Sportler, gute Funktionäre, ein super Umfeld und wir haben verlässliche Partner und Sponsoren sowie eine hervorragende Anlage mit einer Mehrzweckhalle nebenan. Deswegen kann ich guten Gewissens sagen, dass wir für die Zukunft gut aufgestellt sind.